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Ronald Pohl

währungsreform

zedernbaum und azaleen
kein recht auf bleibe hier zu zeiten
kreideweißer entrüstung der
bäume meiler rundzäune

hektarweise teppichflausch
darauf die nachkriegswiener in
nassgeweinten perlonhemden
in jeder hand ein knirps aus plastik

kohlblätter um die achseln herum
wind in den nachkriegsnüstern durch die
ein heftiger sehnsuchtsatem
geht die mutinjektion licht

das licht wie graubrot an den halmen
alleen mit ähren von langer hand
an lakritzstangen befestigt
ein zugwaggon im nadelöhr

der abend kippt den häusern cola
in die futtertaschen erst
die sonne reibt sie mit einem fuder
stroh bis an die schindeln trocken

was sind die friese anderes als
erkaltete mienen aus stein
dern schicksale halsabwärts grüßen
lassen auch die geringfügig

in marmornen kuverts erstarrt sind
die jalousienblätter blassgrün
schnur an dem rouleau aus seide
das fräulein picobello eingekleidet
im selbstverfassten atlas aus dem

kartenbüro für vollschlanke
es riecht in den hauseingängen
nach sommer das schuhwerk lächelt
mit schimmernden zehen selbst
die polituren versanden

und die hündchen trippeln ins leere
air-tails mit azaleenschwänzen
mit der grazie von schornsteinfegern
die versehrten kriegsteilnehmer

werden weniger mit ihnen
schwinden die veilchenblauen stümpfe
der schnee der liegen bleibt stimmt beiger
mit dem bluthochdruck zusammen

die ersten pepitahüte
auf der schotterbank der alszeile
undinen mit netzen
gelbe röschen karfiols

in knisternden papieren
der eisennapf des mondes sinkt blau
in das spülicht rund um wien
der schaumkamm wippt über währing

döblinger hähne mit silberklauen
scharren in den kiesbetten werktags
der stern eine weiche aus der
eisenwarenhandlung hernals

kirchen in damenkorsetten
die sich blößen geben sommers
wenn sie der föhnsturm befingert
mit ausgesuchter herzlichkeit

[kolik ]