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Peter Landerl

Im Toten Gebirge

Zuerst war es langsam dunkler geworden, dann plötzlich rasend schnell und auf einmal finstere Nacht und nichts mehr zu sehen hoch über der Baumgrenze. Nur das Geräusch aggressiv knirschenden Schnees weit unter null. Hastig weiter und doch zu langsam. Da war dieses panische Hundegeheul, das nach Wolf klang. Ihm war, nur mehr aus einem quälend in die Länge gezogenen Keuchen und Stöhnen zu bestehen, nichts mehr zu sein als die Luft, die durch den Mund drang und die Lungen füllte und zustach, als ein absurdes Rätsel im unbekannten Hochgebirge. Ein Atmen, das Pressen und Würgen war. Gebückt von der Erschöpfung, den Kopf krampfhaft vorgeschoben durch den knietiefen Schnee. Die Hände zwei gefühllose, unnütze Massen. Unten war diese Frau ausgestreckt im Schnee gelegen. Von vorne wieder das durch Mark und Bein gehende Hundegeheul, das in Blitzesschnelle über die leere Hochfläche schoss, die beißende Kälte durchzog wie ein Kampfflugzeug. Wind. Dünne Luft. Keine Sterne. Die Bäume knirschten, als wollten sie zerspringen.

[kolik 29]