Friedrich Achleitner
einschlafgeschichten
bekennender nasenbohrer
ich hatte glück. es passiert selten, dass sich von der nasenscheidewand eine ganze platte, sozusagen eine ganze krustenbrücke löst, so dass der gefühlvoll bohrende zeigefinger mit einer art kappe an die oberfläche kommt und dem auge einen freudigen anblick bietet. einen kurzen allerdings. denn der drang zum wuzeln ist archaisch, die nasenramel würden sicher ein gebirge ergeben, wenn sie ein archiv, ein museum aufbewahrt hätte. hier ist der punkt, den leser zu verabschieden und ihn allein weiterdenken, weiterträumen zu lassen. am besten ist ein popel zwischen zeigefinger und daumen, in langsamer drehbewegung verdichtet, der die wenigen meditativen glücksmomente auslöst, wo körper und welt, geist und universum durch ein milligramm selbstproduzierter materie, geknetet in harmonie versinken.
(Auszug)
[kolik ]